Tag 4: Riviera, Rimini und Superfast |
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Puh, ist das warm... Im Innenhof war es noch erträglich, beim Starten der beiden Buells flatterten alle weißen Tauben davon. So viel Bass im engen Hof war neu für sie. Nach einer Biege an der Kathedrale vorbei, durchs Stadttor hindurch, ging es direkt wieder aufs Land. Dank GPS zuerst abseits der Hauptstraßen entlang navigiert, dann nach Po-Überquerung wegen Zeitmangel doch wieder zu den Italienischen Chaoten auf die SS Richtung Rimini gestürzt.
Italienische Autofahrer sind voll berechenbar, weil alle unberechenbar sind. So gewöhnt man sich daran, dass die Überholten plötzlich selbst am Überholen sind und man sich auf zweispurigen Landstraßen immer wieder auf der 3. Spur links wiederfindet. Abbiegewünsche nach links erahnt man - aber nicht daran, dass etwa links geblinkt wird. Rückspiegel verdämmern ungenutzt. Trotzdem gab es nie brenzlige Situationen. Jahrzehnte Italien-erFahrung zahlen sich aus. Wir lieben diese automobile Unbekümmertheit, die alles, was zwei Räder hat, völlig ignoriert.
Langsam wird's immer heißer und die Buells benötigen dringend mehr Oktane. Die gibt es hier aber nicht. Alle im GPS verzeichneten Shell-Stationen existieren nicht mehr oder haben umfirmiert. Also gilt es, weniger heftig am Gas zu zupfen.
Die Frage, wo wir eigentlich hin wollen, stellt sich jetzt und hier am Rand der Toskana in einem Cafe am Meer. Panik löst der Gedanke aus, dass es nördlich von hier immer nur regnet. Die französischen Alpen - alles schon abgefahren. Pyrenäen - hatten wir letztes Jahr. Schweiz - nee, immer nur 80, das ätzt. Süditalien? Prima, mal sehen, was sich dort getan hat. Südlich von Bari um Lecce hatten wir vor ein paar Jahren mal ein paar beeindruckende Erlebnisse. Bari, von wo die Fähre nach Griechenland geht. Griechenland? Griechisches Essen und der nach 2 Eingewöhnungsbechern gar nicht so unleckere Retsina? Fußball? Ancona? OK, wir fahren nach Griechenland.
Um 16.30 standen wir endlich im Nachmittagsstau in Ancona, im Tank Sprit mit zu wenig Oktan für zu hohe Temperaturen, die Verbrennung findet nicht immer zu dem Zeitpunkt statt, den der Konstrukteur der Zündkerze vorgab. Es klingt nicht gut im Stop-'n-Go.
Der Hafen ist ein einziger wuselnder Haufen LKW. An den Ticket-Terminals scheint jeder ein anderes Problem zu haben. Es wird geschrien, lamentiert, gestikuliert, Handies werden gezückt, Tickets hingeschmissen, auf die Uhr gezeigt, in die Unterhemden geschwitzt. Kann denn niemand sagen: "Bitte ein Ticket für zwei Personen und zwei Motorräder mit der nächsten Fähre nach Patras - Decksklasse"? Ich weiß, dass es funktioniert, denn nach 2 Minuten war alles klar und 10 Minuten später fuhren wir in den fetten Bauch der Superfastferry. Dabei hätten wir uns fast langgemacht, denn bei dem Gekurve von Deck zu Deck fährt man durch viele Ölpfützen auf den blanken Stahlplatten.
Lieblos banden die Schauerleute die Buells an die Schiffswand - das Tau hat sich tief in die Sitzbank eingegraben.
Auf Deck 10 haben wir gleich zwei Bänke belegt, aus dem Restaurant Fisch, Salate, Käse, Melone und Retsina zum-dran-Gewöhnen geholt und im Licht der untergehenden Sonne diniert. Fast alleine, denn Touris gibt es kaum und die vielen Trucker zocken unten in der Bar. Die Fähren sind eigentlich nur eine selbstfahrende Autobahn.
Wenn nur diese Dauermusikberieselung nicht wäre.
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