Mit zwei Buell M2 nach Griechenland

Tag 9: Manische Häuslebauer und spartanische Oktane

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MO: Kardamili-Vathia-Gythio-Sparta-Kalamata-Kala Nero = 350km

Heute war Landschaftstag, aber auch Spitzenhitze. Bei Vathia habe ich den Strand wiederentdeckt, an dem ich vor vielen Jahren ein paar Wochen in einer Kasten-Ente wohnte. Immer noch eine traumhafte, einsame Stelle. Hätte ich nicht geglaubt. Dann sind wir noch zu Europas Ende an der Spitze des Mani-Fingers gefahren, das südlicher als Tunis liegt.

Überall stehen die Manitürme an den terrassierten Berghängen, die jetzt kahl sind wie der Südrand des Atlas. Was war das bloß für ein Volk, das Spaß daran hatte, dem Nachbarn Steine aufs Dach zu werfen. Hundertprozentige Griechen sind sie jedenfalls nicht, denn Mani wurden nie von den Türken besetzt. Sie sollen Nebenerwerbs-Piraten gewesen sein.

Sauheiß ist es. Das ist kein Fahrtwind, das ist Fahren gegen Heißluftpistolen. Mit dem hinteren Kolben möchte ich jetzt trotzdem nicht tauschen.

Petra nimmt ebenfalls alles gelassen - ihre 4 Jahre in der Wüste machten hart. Der Tausch der Mopedklamotten gegen T-Shirt und Schlabberhose kommt schon deshalb nicht in Frage, weil wir gar keine Möglichkeit haben, die Sachen unterzubringen. Also munter weiter in die Kleidung transpiriert und die Berge auf entweder rutschigen oder löchrigen Straßen in vielen Kurven umfahren und manchmal drüber hinweg. Dann und wann kamen wir durch ein Dorf am Meer, öfter durch in der Mittagshitze brütende menschenleere Bergdörfer. Aber immer um irgendwelche Tölen herum, die in die Reifen beißen wollten.

Am Hafen von Githio herrschte ungefähr das feuchtwarme Klima von Abidjan, wenn kein Wind weht. Im Restaurant, 30cm neben dem Hafenbecken Taramas, Salat und Käse genossen, dazu Kaffee und literweise Hydro. Die Fahrlust hält sich heute in Grenzen. Um nicht gleich wieder in die zum Abdampfen unter den Tisch gestellten Stiefel steigen zu müssen, füttern wir Hafenbecken-Fische mit Brotresten. Es kommen immer mehr und immer größere Fische, die das Brot bis auf den letzten Krümel vertilgen.

Es hilft nix - weiter! Boah, ist die Sitzbank heiß! Igitt, sind die Handschuhe innen nass. Und sie stinken. Aber besser als Sonnenbrand auf dem Handrücken. Die Strecke nach Sparta durch die staubige Fast-Steppe war noch heißer, wir ließen die Buell immer um 2800 U/min blubbern, weil wir den Eindruck hatten, dass sie dabei am unangestrengsten laufen.

In Sparta das Unglaubliche: Einer Tankwärterin (ja, hier wird man bedient!) sage ich, dass wir unleaded 100 wollen, ich zeige aufs Schild, sie versteht englisch. Sie nickt. Sie sagt "hundred". Und greift den falschen Schwengel und füllt 95er ein, was wir erst nach Bezahlen gemerkt haben. Wenn ich durch die Hitze nicht so friedlich gewesen wäre, hätte sie die klopfende Brühe absaugen müssen.

Glücklicherweise geht's nach Sparta durch eine kühle Schlucht weit rauf in die Berge, die Motoren klingeln nur kurz beim Anfahren. Auf halber Höhe in einem Kaphenion gepaust und die obligatorischen Frappees und Wasser geordert. Und was macht der Mann? Er hält eine Riesenkaraffe unter eins der Rohre, die neben uns aus der Felswand kommen. Das Wasser war kühl und lecker. Während wir da rumsaßen, parkte jeder Durchfahrende kurz mitten auf der Straße - egal ob Daihatsu-Pickup, Bus oder Schwertransporter - und füllte Flaschen und Kanister auf. Ob's auch gegen Klingeln hilft? Vielleicht, denn irgendwie haben wir Dank der Kühle auf 1300m Höhe und der dann vom Meer kommenden Abendwinde (also immer noch 30°) die Tankfüllung ohne Probleme verbraucht.

Wieder ging es über hunderte Kurven und beeindruckende Serpentinen runter nach Kalamata, dann wieder quer durchs Land zur Westcoast of Pollopenis. Die Sonne stand schon 3 Meter achtzig überm Meer, da fanden wir direkt am Strand ein Hotel. Die Motorräder sollten unbedingt im Küchenvorraum abgestellt werden, da hat sich der Wirt platzmäßig schwer verschätzt und wir vertrauten auf unsere Slum-getestete 5-Kilogramm-Hyperhard-Kette und banden sie draußen schließlich aneinander.

Der Strand ist völlig vermüllt, überall Plastikbecher, Pappteller, Flaschen und Kinderwindeln Wer bezieht hier bloß die Hotels und Ferienhäuser? Der Sonnenuntergang, den wir vom Balkon bewunderten, war sehr gut inszeniert, mit allen zur Verfügung stehenden Farb- Wolken- und Glitzereffekten angereichert.

Griechisch-ölig, aber sehr gut gegessen, griechisch-günstig Wein genossen und nach einem Verdauungsspaziergang und einer Balkonsitzung haben wir uns zur letzten Nacht in Griechenland unter den Propeller gelegt.



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